Leckerli – ja, nein, vielleicht? Und wenn ja, welche?
Die Frage nach den Leckerlis wird ja gerne zur Gretchenfrage 🙂 Wer hat es noch nicht erlebt, dass hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird: „Hast du gesehen, die hat schon wieder Leckerlis gegeben“ oder „total schlimm, die gibt ihrem Hund keine Leckerlis“. Wie so vieles kann man die Frage mit einem ganz konkreten „es kommt darauf an“ 🙂 beantworten.
Es kommt auf den Hund darauf an, welche Wertigkeit die verwendeten Leckerlis für ihn haben und natürlich auf den Menschen, wie er damit umgehen kann. Ich persönlich verwende sie beim Training auf dem Platz, sonst im Alltag eher selten und wenn dann gezielt. Bei manchen Hunden erhöht die Gabe von sogenannten Super-Leckerli (z.B. Wurst) die Erregbarkeit so extrem, dass sie sich gar nicht mehr aufs Training konzentrieren können. Mein alter Hund Dino war so ein Kandidat. Wollte ich ihm etwas Neues beibringen, durfte ich nie Wurst nehmen, da ihn das vor lauter Aufregung dazu veranlasst hat, sämtliches Kommando-Repertoire abzuspielen, ganz nach dem Motto, etwas Passendes wird wohl dabei sein und dann krieg ich die Wurst. Er kam in eine so hohe Erregungslage, dass ein konzentriertes Arbeiten nicht mehr möglich war. Deshalb kam beim Üben von neuen Dingen immer nur sein normales Trockenfutter zum Einsatz. Wiederum bei anderen Situationen, wie zB auf dem Platz mit vielen anderen Hunden, welche er sehr gerne mochte, setzte ich Wurst ein, weil ihm dann alles um ihn herum egal war.
Auch kommt es darauf an, was man dem Hund gerade beibringen will. Hier ein Beispiel: will ich meinem Vierbeiner beibringen, dass die Küche tabu ist, werde ich ihn immer blockieren, wenn er hinein möchte. Würde ich ihm aber nun fürs vor-der-Küche-warten noch zusätzlich ein Leckerli geben, dann würde das diesen Platz für ihn wieder extrem aufwerten, was wir in diesem Fall ja nicht möchten. Er soll Abstand halten und sich der Küche im besten Fall nicht nähern.
Bei der Übung „Lass“ setze ich sehr wohl Leckerlis ein. Dabei geht es darum, dass der Hund nichts vom Boden aufnehmen soll. Hören unsere Hunde das Kommando „Lass“ kommen sie sofort freudestrahlend zurück zu uns und dann gibt es eine Belohnung. Hier sind die Leckerli ein echter Motivator, da sie auf etwas Fressbares (zumindest nach ihrem Verständnis) verzichten und dafür von uns etwas Leckeres bekommen.
In wieder anderen Situationen habe ich bei unserem Poghi auch schon festgestellt, dass ein verbales Lob in Kombination mit ruhigem Streicheln ihn sehr entspannt hat. Ein entspannter Hund ist immer viel einfacher zu erreichen und zu führen, als ein aufgeregter. Auch gibt es viele Hunde, die in Stresssituationen nicht mehr fressen können, da kann ein verbales Lob oder eben ein kurzer Streichler übers Fell viel mehr bewirken.
Bei den Kindern ist es natürlich so, dass sie dem Hund sehr gerne Leckerlis geben. Hier auch darauf achten, dass die tägliche Ration nicht überschritten wird. Ich fülle ihnen meist eine kleine Ration in einen Behälter und daraus dürfen sie jederzeit ein Leckerchen entnehmen, so hab ich die Kontrolle über die Menge. Beim ersten Kontakt mit einem fremden Kind achte ich darauf, dass Riva zuerst von sich aus zum Kind geht, ohne dass sie gelockt wird. Wenn das gut klappt, darf das Kind ihr zum Schluss auch gerne ein Leckerli geben. Es ist wichtig, dass der Hund aus freien Stücken Kontakt aufnimmt. Das stärkt einerseits sein Selbstbewusstsein und seine künftige Erwartungshaltung bei Kontakt mit Menschen ist nicht auf eine mögliche Futtergabe fixiert. Ich möchte nicht, dass der Hund später alle abschnüffelt um rauszufinden, ob die Person ein Leckerli dabei hat oder nicht.
Einen Hund nur auf seinen Futtertrieb zu beschränken, würde ihm einfach nicht gerecht werden!
Ein Leckerli sollte für den Hund etwas Spezielles sein und deshalb generell nur dosiert und auch gut überlegt eingesetzt werden. Was möchte ich mit der Futtergabe erreichen? Hilft es bei der Motivation? Oder lenkt es mich als Halter oder den Hund zu sehr vom Wesentlichen ab?
Wie sieht es mit den Kalorien aus?
Um auch gerade am Anfang auf der sicheren Seite zu sein was die Kalorien betrifft, kann es helfen, wenn man sich einfach eine Tagesration des normalen Futters auf die Seite packt und diese aus der Hand, als Leckerli verfüttert. Das machen wir derzeit mit unserer Riva so. Sie bekommt derzeit noch 3 Mahlzeiten am Tag, eine davon aus ihrem Futterbeutel (Dummy). Einerseits kann man so nicht zu viele Kalorien verfüttern und auch keine Falschen. Der Bindung kommt die Handfütterung auch zu Gute.
Aber welche Leckerlis sind denn nun die Richtigen?
Es gibt sie in unzähligen Größen, Farben, Geschmacksrichtungen, von kross bis soft. Wichtig finde ich mal zu wissen, was nicht hineingehört:
- Salz
- Zucker
- Farbstoffe
- Viele verschiedene Fleisch- und/oder Fischsorten gemischt (verträgt der Hund meist nicht gut)
- Diverse Phosphate (E338, E341, etc.) als Lebensmittelzusatzstoffe, dient als Säureregulator, ist in größeren Mengen gesundheitsschädlich (stehen im Verdacht, Auswirkungen auf die Knochengesundheit zu haben)
Wenn man sich die Verpackung der verschiedenen Leckerlis genau durchliest, wird man vermutlich keine finden, die alles oben Genannte nicht enthalten. Man sollte sich einfach bewusst sein, dass es dem Hund nicht unbedingt gut tut, und sparsam damit umgehen oder mit gesunden Leckerlis mischen. Um den Hund für eine Tätigkeit zu belohnen, genügt ein Leckerli in der Größe des kleinen Fingernagels. Getrocknete Fleischstücke sind zwar an sich ok, enthalten aber sehr viele Kalorien in recht komprimierter Form, sodass man schnell den Überblick verliert und der Hund zu viele Kalorien zu sich nimmt. Gerade bei einem Welpen, der sich ja auch noch nicht so viel bewegt, kann das schnell in Übergewicht resultieren.
Auch Lebensmittel des täglichen Bedarfs eigenen sich als Hundeleckerli:
- gekochtes Fleisch (Huhn, Rind oder Lamm), gekochte Herzen
- Gekochte Nudeln
- kleine Apfelstückchen oder Heidelbeeren
- Wurst
- Schnittkäse, Quargel (sehr fettarm, aber intensiver Geruch, kann man zB unter das Trockenfutter mischen)
- Hirsebällchen, Reiswaffeln
Bei Wurst sollte darauf geachtet werden, dass der Salzgehalt gering ist, ebenso der Fettgehalt. Manche Metzger bieten auch Hundewurst an, einfach mal beim Metzger des Vertrauens nachfragen. Ist oft auch viel günstiger als im Tierbedarfshandel. Bei Käse sollte auch auf einen niedrigen Fettgehalt geachtet werden und mild sollte er sein. zB Gouda oder Emmentaler.
Eine echte Alternative sind natürlich selbstgemachte Leckerlis.
So weiß man was drinnen ist und kann die Rezepte natürlich auf die Vorlieben des Hundes abstimmen. Günstiger ist es auch allemal. Es gibt tolle Silikonbackformen in Knöchelchen-Form oder mit kleinen Halbkugeln.
Hier eines unserer Lieblingsrezepte zum Befüllen einer Silikonbackform:
- Ein Hipp-Gläschen zB Lachs oder Rind
- 2 Esslöffel Hüttenkäse oder 20 Gramm Käse gerieben
- 2 Eier
- 1 EL Öl
- 100 Gramm Mehl (wer ohne Gluten möchte nimmt zB Buchweizenmehl)
Alles vermischen und Wasser hinzufügen bis ein flüssiger Teig entsteht, ähnlich einem Omlette-Teig. Diesen dann gleichmäßig in die Backform streichen und ca. 30 min. bei 180°C Umluft backen.
Für Welpen sind sie noch nicht ganz so gut geeignet, da sie recht hart sind. Man kann auch die Backzeit reduzieren, damit sie weicher bleiben, das reduziert jedoch die Haltbarkeit auf eine Woche (kühl und trocken lagern).
Weitere feine Rezepte findet ihr auf dieser Seite:
Hundeleckerlies selber machen – Die besten Rezepte für Hundekekse (hund-als-haustier.de)
Hundekekse selber backen (15 Rezepte für dich) (hundeo.com)
Viel Spaß beim Nachbacken!