Der Labradoodle – eine Rasse oder ein Mischling?
Es wird oft der Eindruck vermittelt, dass der Australian Labradoodle keine Rasse ist und es den Labradoodle Züchtern ausschließlich darum geht, einem Trend zu entsprechen und dafür künstlich eine neue Rasse zu erschaffen.
Doch was ist eigentlich eine Rasse und wie wird sie definiert?
Glaubt man dem FCI (der größte internationale kynologische Dachverband) ist „die Rasse eine Gruppe von Individuen, die gemeinsame Merkmale aufweisen, die sie von anderen Vertretern ihrer Spezies unterscheiden, und die durch Vererbung übertragbar sind. Die Spezies entsteht auf natürlichem Wege, wohingegen die Rasse das Ergebnis von Züchtungen im Rahmen derKynologie darstellt.“ Es gibt keine festen Regeln zur Abgrenzung der FCI-Rassen zueinander. Einige Rassen unterscheiden sich nur durch die Fellfarben (franz. Laufhunde), andere nur durch die Größe (Pinscher). Bei manchen wiederum ist es egal wie groß sie sind (zB Pudel oder Spitz), es gibt nur einen Pudel bzw. einen Spitz. Bei manchen Rassen wird nach verschiedenen Schlägen gezüchtet, die unterschiedliche Namen haben. Der belgische Schäferhund zum Beispiel.
Auch wie viele Rassen es gibt, darüber scheiden sich etwas die Geister. Die einen nennen 390 vom FCI anerkannte Rassen, andere wiederum sprechen von höchstens 100 Rassen und halten die übrigen für Varietäten (W. Schleger, Genetiker Vet-Uni Wien).
Bei Kreuzungen von zwei verschiedenen Rassen spricht man von Designer- oder auch Hybrid-Hunden, bei Kreuzungen verschiedener Rassen ohne Ahnentafel spricht man von Mischlingen.
Dann gibt es auch noch die Naturrassen. Sehr spannend, da auch der vom FCI anerkannte Basenji aus einer Naturrasse entstand. Eine Naturrasse liegt dann vor, wenn eine Hundepopulation in einem regional geschlossenen Raum lebt und dadurch, auch ohne menschliches Zutun sprich Züchtung, ein recht einheitliches Erscheinungsbild und Verhalten entsteht.
Alle Rassen gehen auf Kreuzungen zurück.
Einige Rassen sind schon sehr alt, einige jung. Leider werden auch immer wieder Rassen gezüchtet, auf die das Wort „Design“ in der Tat passen würde. Große gesundheitliche Probleme die durch eine starke Veränderung der ursprünglichen Anatomie entstanden sind, sind der Preis dafür. Reinrassige Hunde die nicht in der Lage sind, sich natürlich fortzupflanzen, Zahnfehlstellungen haben und nicht gut atmen können gehören in der Praxis von meinem Mann leider zur Tagesordnung.
Ich möchte an dieser Stelle sensibilisieren, sich genauer mit der Thematik auseinander zu setzen und zu hinterfragen, ob die entsprechenden unterschiedlichen Kreuzungen und Rassen grundsätzlich sinnvoll sind, oder ob sie eher einem Trend entsprechen und den Tieren gesundheitlich schadet.
Oberstes Ziel einer Zucht sollte es sein, positive Eigenschaften zu festigen.
Diese betreffen den Charakter, das Temperament sowie das äußere Erscheinungsbild. Ein gesundes und glückliches Leben für das Tier muss gleichermaßen im Vordergrund stehen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es in meinen Augen unerlässlich, dass man
- sich sehr viel Wissen aneignet
- sich die Zuchttiere genau aussucht
- mit anderen Züchtern gut vernetzt ist
- Informationen zu Gesundheit etc. bei einem Verband zusammenlaufen und man so als Züchter immer auf dem neuesten Stand ist, was die Entwicklung der Rasse angeht.
Genau das ist beim
Australian Labradoodle gegeben. Es gibt vom Verband
feste Reglements und
Ethik Standards, welche anzuerkennen und einzuhalten sind. Für mich als angehender Züchter ist das Interessante am Australian Labradoodle, dass es einerseits bereits ein einheitliches Erscheinungsbild und Wesensmerkmale gibt, andererseits aber die Tatsache, dass die Zuchtbücher noch nicht geschlossen sind, was bedeutet, dass unter strengen Auflagen weiterhin Elternrassen (Cocker Spaniel, Pudel, etc.) eingekreuzt werden dürfen. Dies hat die große genetische Vielfalt ermöglicht, was wiederum ein wichtiger Baustein ist, der zu einer guten Gesundheit beiträgt. Es ist ein großes Glück, dass der Australian Labradoodle grundsätzlich eine
sehr gesunde und robuste Rasse im Vergleich zu vielen anderen ist (
Link OFA). Jedes Individuum jeder Rasse kann bedauerlicherweise mit einer Erkrankung geboren werden oder später im Leben eine Krankheit oder Allergie entwickeln. Die Natur hat immer noch ein Wörtchen mitzureden.
Was kann ein Züchter aber nun tun, um gesunde Tiere zur Welt zu bringen?
Umfangreiche Gesundheitsuntersuchungen – dazu gehören beim Australian Labradoodle: PennHIP,
ED,
HD, Patella (geprüft durch die
OFA),
ECVO-Augenuntersuchung (jährlich), DNA-Tests auf versch. Erbkrankheiten wie
prcd/PRA,
vWD,
EIC,
DM, Berechnung des Inzucht- und Ahnenverlustkoeffizient.
Vielleicht haben Sie schon den ein oder anderen Artikel darüber gelesen oder eine Dokumentation über Zucht im Allgemeinen gesehen und wissen, dass Inzucht (das Verpaaren eng verwandter Tiere) die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Nachkommen an erblich bedingten Krankheiten leiden. Verwandte Elternpaare tragen ähnliche Gene und bei erneuter Verpaarung wird dies weiter multipliziert. Deshalb ist ein niedriger Inzuchtkoeffizient bei den Elterntieren ein sehr wichtiges Merkmal, das dabei hilft, diese erblich bedingten Krankheiten zurückzudrängen.
Ein Ahnenverlust liegt immer dann vor, wenn ein oder mehrere Ahnen mehr als einmal in der Ahnentafel auftauchen. Ist dieser Wert niedrig, bleibt der genetische Pool groß.
Wenn man sich als Laie anfänglich mit Zucht beschäftigt, könnte man denken, dass das ja gar nicht so schwer ist. Man nimmt einfach immer den besten Rüden und die beste Hündin, verpaart diese und Schwups man erhält wiederum außergewöhnlich gute Welpen. Na ja, schön wärs, nur hat man hier die Rechnung ohne die Mennelschen Regeln der Genetik gemacht.
Es ist ein Drahtseilakt, einerseits die guten Merkmale zu festigen, andererseits die genetische Vielfalt weiter zu erhalten.
Fundierte Kompromisse sind gefragt.
Ich setze alles daran, gesunde und glückliche Hunde zu züchten und hier einen positiven Beitrag zu leisten.
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